Geschichte des Schwarzwaldvereins Gengenbach e.V.

Am 8. Juni 1864 gründete in Freiburg eine Handvoll Männer den Schwarzwaldverein mit dem Ziel, den damals noch unerschlossenen, teilweise urwaldhaften Schwarzwald für den erholungssuchenden Menschen zu öffnen. In Gengenbach, wie in vielen anderen Gemeinden, wurde zu dieser Zeit die Heimatpflege und Naturverbundenheit durch den Verschönerungsverein gefördert. 1874 berichtete das Ratsprotokoll der Stadt zum ersten Mal von einer Versammlung des Schwarzwaldvereins. Zu der offiziellen Gründung der Ortsgruppe Gengenbach kam es aber erst am 3. Mai 1890. Erster Vorsitzender wurde Bezirksarzt Dr. Stark. Die Gengenbacher Sektion zählte 48 Mitglieder. Als erste Aufgabe legte man den Fußweg durch den Winterwald zur Teufelskanzel an, ebenso den Pfad zum Katzenbuckel.

Wegebau und Ruhebänke

Wegebau, das Aufstellen von Wegweisern und Sitzbänken gehören bis heute zu den Hauptaktivitäten des Vereins. 1892 brachte man einen Führer durch Gengenbach und Umgebung heraus, Vereinsmitglieder erarbeiteten eine Touristenkarte mit Farbstrichstrecken. Der Moosbrunnen bekam eine neue Fassung mit steinernem Trog. Die Nachfolge des Vereinsvorsitzenden Stark trat Apotheker Karl Meyer an. Der Verein zählte jetzt 58 Mitglieder.

Die jährlichen Hauptversammlungen des Hauptvereins klangen früher mit einer größeren Montagswanderung aus. 1905 war Lahr Ort der Hauptversammlung und Gengenbach das Ziel der Wanderung. Ausführlich schildert das Vereinsprotokoll, wie die Wanderer in der Vorstadt Brückenhäuser mit Musik und unter Böllerschüssen vom Neuberg empfangen und in die mit Fahnen geschmückte Stadt geleitet wurden. Im letzten Jahr vor dem Ersten Weltkrieg feierte man am 28. September 1913 die Einweihung des neuangelegten Höhenzugangswegs von Gengenbach zum Moosturm.

Man denkt national

Im Kriegsjahr 1915 fand nur eine kleine Feier zum 25-jährigen Vereinsjubiläum statt. 1916 wurde im Ziegelwald ein Hindenburg-Denkmal sowie ein Waldbrunnen errichtet und auf der Wolfslache eine Schutzhütte, die Hellerhütte.

Ein großer Wunsch des Vereins war, ein eigenes Wanderheim zu besitzen. Nach zweijährigem Bemühen konnte 1928 das Sonnenhaus im Nordrachtal übernommen werden. Von 1933 bis 1938 fand kein geordnetes Vereinsleben mehr statt. Eintragungen im Protokollbuch fehlen, ein Kassenbuch wurde nicht mehr geführt.

Erst Bürgermeister Hägele bemühte sich wieder, die noch bestehenden Vereine zu aktivieren. Von 1939 bis zum Kriegsende 1945 führte daraufhin Walter Högerich kommissarisch die Geschäfte des Vereins. Er ist bis 1979 Rechner unseres Vereins geblieben. Als die für 1940 geplante ordentliche Hauptversammlung des Hauptvereins in Lahr nicht stattfinden konnte, sprang Gengenbach ein. „Hier herrscht guter Schwarzwaldvereinsgeist“, heißt es im Bericht über diese Veranstaltung. Von 1945 bis 1949 erließ die französische Militärregierung auch für den Schwarzwaldverein ein Verbot.

Ab 1949 war es dann Oskar Schimpf, der den Verein prägte. Nach seiner Pensionierung war ihm die Vereinsarbeit Lebensaufgabe geworden. Unter seiner unermüdlichen Wegearbeit wuchs die Ortsgruppe auf über 300 Mitglieder an.1971 legte Oskar Schimpf den Vorsitz in jüngere Hände, blieb aber bis zu seinem Tod Ehrenvorsitzender des Vereins.

Neue Wanderangebote

Unter dem Vorsitz von Heinz Roth wurden nun auch Wanderfahrten ins Ausland unternommen. Seiner Initiative war es zu verdanken, dass in Gengenbach eine Jugendgruppe des Vereins entstand. 1977 trat Heinz Roth sein Amt ab, blieb aber zunächst als Naturschutzwart und als Wegwart und Bezirkswegwart ein nicht wegzudenkender Mitgestalter im Schwarzwaldverein. Die Hauptversammlung wählte Karl Scheurer zum ersten Vorsitzenden. Als Bereicherung des Vereinsprogramms entstand unter seiner Führung eine Ski-Langlauf-Gruppe.

Eine Winterwanderwoche mit Langlauf, Abfahrt, Schneewanderungen gehört seit dieser Zeit zum festen Jahresprogramm. Sehr gern angenommen wurde auch das Angebot an unsere älterenMitglieder zu den regelmäßigen Seniorenwanderungen sowie Fahrradwanderungen und Hochgebirgstouren.

Eine bemerkenswerte Herausforderung stellt die sonn- und feiertägliche Bewirtung der Gutta-Hütte auf dem Rebmesserstein dar. Seit 1980 ist sie ein stark frequentierter Anziehungspunkt an einer Wanderwegekreuzung zwischen Gengenbach und der Geroldseck. Ein besonderes Anliegen für Karl Scheurer war die Verbindung zum Vogesenclub der Gengenbacher Partnerstadt Obernai. Seit 1986 führt die Ortsgruppe jährlich eine gemeinsame Jumelagewanderung im Frühjahr in den Vogesen und eine Herbstwanderung im Schwarzwald durch. Nach 16 Jahren legte Scheurer 1993 den Vorsitz nieder. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

1993 wählte die Hauptversammlung Karl-Heinz Kiefer zum ersten Vorsitzenden. Sein unermüdlicher Einsatz galt der Gutta-Hütte. Unter seiner Führung und der fachkundigen Leitung von Vereinsmitglied Franz Weber bekam die Hütte durch Erweiterungen, Renovierungen, Diebstahlsicherung innen und außen ein neues Gesicht und eine einwandfreie Wasserversorgung. Viele örtliche und überörtliche Vereinsfeste finden bei der Hütte statt.

Großen Anklang im Verlaufe jeden Wanderjahres fanden die Wanderwochen im In- und Ausland. Neben seiner örtlichen Vereinsarbeit war Kiefer jahrelang als Bezirksobmann tätig. Er verstand es neue, junge Kräfte mit neuen Ideen an den Verein heranzuführen: Es wurde eine selbständig agierende Familiengruppe gegründet, Marathonwanderungen, die über mehr als 40 km gehen, bringen leistungsfähige Leute zum Verein, Nachtwanderungen zum Sonnenaufgang mit gemeinsamem Frühstück sind bei Jung und Alt beliebt.

Der Verein heute

2019 wurde Walter Suhm zum Vorsitzenden gewählt. Er und sein Vorstandsteam gestalten die Geschichte des Schwarzwaldvereins Gengenbach weiter. Die Einsatzbereitschaft ist die gleiche, wie die ihrer Vorgänger in den vergangenen Jahren.